Fortbildungen

Erste Fortbildung September 2019

Bericht der jungen Kinderärztin Solvey Schüle
Sano Taraharu: The wisdom of the young child
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Wie kann man in Anbetracht der scheinbar endlosen Not nachhaltig Gutes bringen für ein Kind, welches schon in seiner frühen Kindheit von seinen Eltern verlassen aufwachsen muss? Ein Kind, welches bereits in seinen ersten Lebensmonaten so viel Mangel erleben muss, dass man sich kaum vorstellen kann, wie es sich jemals gesund entwickeln kann? Bei der Bildung und Beachtung der Bezugspersonen mit Fokus auf Selbsterfahrung anzusetzen, erscheint hierbei als Weg, den es sich zu gehen lohnt. Diese Idee wurde geboren durch die Gründerinnen von Sano Taraharu, Lisa Bono und Noëmi Böken, über Monate getragen durch unterschiedliche Menschen und reifte heran zu einem konkreten Projekt, welches im September in Katmandu in zwei Etappen realisiert wurde.

Das erste Training von Sano Taraharu zum Thema „the wisdom oft he young child“ wurde vom 8. – 12. September 2019 in den Räumlichkeiten von Rokpa, einem Heim für Straßenkinder in Katmandu von einem 5-köpfigen Team durchgeführt. 12 nepalesische Säuglings- und Kleinkindbetreuerinnen bzw. Kindergärtnerinnen nahmen dabei teil, das Team vor Ort bestand aus dem Ehepaar Christoph und Cristina Meinecke, Kinderarzt und Heilpädagogin sowie Leiter des Emmi-Pikler-Hauses in Berlin, Noëmi Böken, Heileurhythmistin, Luisa Stoll, Pflegefachfrau und Coach und Solvey Schüle, Kinderärztin in Ausbildung. Gemeinsam begaben wir uns auf eine Reise nach der Suche, was uns das kleine Kind lehren kann, um zu erkennen was es dafür braucht ein gesunder Mensch zu werden  und welchen Unterschied wir als Umfeld dabei machen können.

Täglich begannen wir mit einem gemeinsamen Kinderlied auf Nepalesisch anlässlich des anstehenden hinduistischen Dashain-Festivals, angeleitet durch die warmherzige Kindergärtnerin und Übersetzerin, Chandra. Dadurch gelang es eine Brücke zur nepalesischen Kultur zu schlagen.

Es folgte eine Einheit Eurhythmie mit Noëmi Böken, wobei das eigene Erleben im Vordergrund stand. Aus einfachen Bewegungsabfolgen wurden komplexe Figuren. Wir glitzerten als Sterne an einem großen gemeinsamen Himmel und brachten unseren individuellen Glanz zueinander in Begegnungen, Geben und Nehmen. Wir übten uns in Vertrauen ineinander und darin, mit Unregelmäßigkeiten umzugehen. 

Die morgendlichen Vorträge von Christoph Meinecke brachten uns unterschiedliche Bereiche nahe, welche für die Entwicklung des Kindes essentiell sind.  Die Bedeutung des Urvertrauens für die Entwicklung von Selbstvertrauen wurde erörtert. Über die Sinne des Menschen wurde interaktiv sinniert. Ebenso wurde aufgezeigt, was Stimulation und Überstimulation bedeuten. Es wurde erläutert, wie ein Kind durch Imitation lernt und welche Bedeutung dabei der Bezugsperson als Vorbild zukommt. Anhand der drei Inkarnationsbereichen des Menschen – dem Körper, dem Raum und der sozialen Gemeinschaft – wurden die grundlegenden menschlichen Bedürfnisse entwickelt. Nicht zuletzt wurde auch auf die Bindungsentwicklung eingegangen, ein doch so bedeutsames Thema für Kinder, welche ohne eigene Familie aufwachsen müssen. 

Seminar vom 14. – 19.09.2019  in Katmandu, Nepal
Bericht der Krankenschwester und Traumapädagogin Luisa Stoll

Die Gruppengröße von 10 Teilnehmern, bestehend aus Waisenhaus “Didis“, Kindergärtnerinnen und Krankenschwestern ermöglichte eine sehr persönliche Vorgehensweise.

Das Seminar war durch Christoph und Cristina Meinecke inhaltlich abwechslungsreich gestaltet, durch die tägliche Eurythmie mit Noemi Böken vertieft und die Teilnehmer konnten sich immer wieder aktiv in praktischen Übungen einbringen! Die Übungen haben ungünstige Verhaltensweisen aufgezeigt, die kulturübergreifend überall zu finden sind, und die nur mit Aufmerksamkeit und liebevollem Willen geschult und gewandelt werden können! Geübt wurden grundlegende Inhalte wie z.B. das Tragen eines Kindes, das Weitergeben eines Kindes an eine andere Person, Essen reichen, Zähne putzen.

Für die Übungen wurden Alltagssituationen mit den Kindern herangezogen und möglichst lebensnah und humorvoll dargestellt, um persönlich erfahrbar zu machen, wie unsinnig manche Verhaltensweisen sein können! Zur Belustigung aller führte z.B. eine der Übungen, die aufzeigte, wie es ist als Kind mit einem zu großen Löffel gefüttert zu werden – schallendes Gelächter… und doch tägliche Realität!

Themen wie Ungeduld, Übergriffigkeit, Ohnmacht oder auch bestehende Machtausübung wurden in der übertriebenen Darstellung für alle klar erlebbar!!!!  Die Neuen Vorgehensweisen prägten sich für die Teilnehmer durchs Erleben im Seminar tiefer ein und die Hoffnung besteht, dass die eine oder andere neu erkannte Möglichkeit sich im täglichen Umgang mit den Kindern durchsetzen kann.

Die Teilnehmer haben sich aktiv mit Fragen eingebracht und dank unserer Dolmetscherin Chandra gab es keinerlei Verständigungsprobleme.

Die Unterschiedlichkeit der beiden Kulturen war für mich nach der Trainingswoche nicht mehr so sehr spürbar. Was hingegen sehr stark wahrnehmbar wurde, war eine Verbundenheit und ein tiefes Verständnis der Teilnehmer gegenüber dem Thema des Seminars und dessen Notwendigkeit in der Umsetzung  -„Development of the very young child“ – Pflege und Umgang mit Neugeborenen und Kindern bis zu 3. Lebensjahr!

Ich bin dankbar für diese für mich sehr lehrreiche Zeit und hoffe, dass dieses zarte Pflänzchen von Vertrauen und gegenseitiger Fürsorge weiter wachsen kann und Früchte trägt!